Stimmungsbarometer Juni 2025: Kleinunternehmen sind wieder optimistischer

Die wichtigsten Erkenntnisse:

Verbesserte Stimmung bei Kleinunternehmen

Liquiditätsengpässe nach wie vor auf hohem Niveau

Gemischter Blick auf Regierungswechsel und Koalitionspapier

Pläne zu Bürokratieabbau und Steuersenkungen werden begrüßt, gehen aber nicht weit genug

Tendenz zur Investitionszurückhaltung hat sich fortgesetzt, Bürokratie ist größtes Investitionshemmnis

Für die Zukunft haben Kleinunternehmen nicht nur Investitionsbedarf, sondern planen konkrete Investitionen


Kleinunternehmen überwinden Stimmungstief

Kleinunternehmen scheinen ihr Stimmungstief allmählich zu überwinden und blicken wieder positiver in die Zukunft. Ihre geschäftliche Entwicklung im Vergleich zu vor einem Jahr beurteilen sie leicht verbessert, das zeigt der Kleinunternehmerindex der VR Smart Finanz. Der Index für den 12-Monatsrückblick ist um drei Punkte zur Vorbefragung im Herbst 2024 gestiegen, liegt aber mit einem Wert von 0 immer noch auf niedrigem Niveau. Die Umsatz- und Gewinnentwicklung schätzen die Befragten ebenfalls tendenziell verbessert ein im Vergleich zur Vorbefragung im Herbst 2024. Die Liquiditätssituation bleibt weiterhin problematisch. 53 % der Kleinunternehmen beklagten Liquiditätsengpässe in den vergangenen 12 Monaten. Der Anteil ist damit mehr als drei Mal so hoch wie im Vor-Coronajahr 2019. Für die Zukunft sind die Befragten wieder optimistischer und erwarten mehrheitlich eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation sowie steigende Aufträge. Der Index für den Zukunftsblick zeigt einen Anstieg um 6 Punkte auf +19.

Gemischter Blick auf Regierungswechsel

Inwieweit der Regierungswechsel zu dem positiveren Zukunftsblick beiträgt, ist unklar. In der Befragung ergibt sich dazu ein gemischtes Bild. Auf der einen Seite gibt lediglich ein Drittel (32 %) der Befragten an, aufgrund der neuen Regierung zuversichtlicher in die Zukunft zu schauen. Auf der anderen Seite erwartet über die Hälfte (53 %), dass Deutschland wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Damit dies eintrifft, identifizieren sie klare Handlungsfelder für die neue Regierung: Bürokratieabbau, Senkung der Energiekosten und Infrastrukturinvestitionen. Lediglich 3 % der Befragten sehen hierfür keine Notwendigkeit.

Verunsicherung durch geopolitische Krisen

Die Erwartungen stehen im Kontext großer Herausforderungen, mit denen sich die Unternehmen konfrontiert sehen. Vor allem Kostensteigerungen, kommende Nachfragerückgänge und erschwerte rechtliche Rahmenbedingungen machen ihnen Sorgen. Ein möglicher Arbeitskräftemangel ist hingegen nur noch für 22 % relevant (-4 Prozentpunkte zum Herbst 2024). Daneben lösen auch die aktuellen geopolitischen Krisen Verunsicherung aus, allen voran der Zollkonflikt mit den USA und der Ukraine-Krieg. Rund drei Viertel der Befragten sind dadurch beunruhigt. In diesem Kontext hält die Mehrheit auch die geplante Neuverschuldung für Verteidigungsfähigkeit und Infrastrukturverbesserungen für notwendig, gleichwohl Bedenken bestehen, dass die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands dadurch gefährdet sein könnte.

Bürokratie größtes Investitionshemmnis

Im Umfeld der vielen Herausforderungen sind die angekündigten Maßnahmen im Koalitionsvertrag ein erster Schritt, reichen den Befragten aber nicht aus. Lediglich ein Fünftel erwartet konkrete Vorteile aus dem Koalitionspapier für das eigene Unternehmen. Die Unternehmen begrüßen die darin vorgesehenen Entlastungen bei Einkommenssteuer und Strompreisen sowie die Pläne hinsichtlich Abschreibungsmöglichkeiten und Entbürokratisierung. Gleichzeitig vermissen sie aber Maßnahmen, die spezifischer auf ihre speziellen Belange eingehen, und wünschen sich noch mehr Nachdruck im Thema Bürokratieabbau. Dass hier ein besonderer Schmerzpunkt bei Kleinunternehmen liegt, wird in der Befragung deutlich: 66 % der Befragten halten den deutschen Rechts- und Bürokratierahmen für eine schwerwiegende Belastung, jedes vierte Kleinunternehmen beurteilt die Situation sogar als „katastrophal“. Vor allem Steuerpflichten, Datenschutz und Genehmigungsverfahren kosten die Unternehmen Zeit und Ressourcen.

Investitionsneigung steigt wieder

Die überbordende Bürokratie stellt für knapp drei Viertel der Befragten gleichzeitig das größte Investitionshemmnis dar, dicht gefolgt von Marktunsicherheit und Wirtschaftspolitik. Das hat zur Folge, dass sich die Tendenz zur Investitionszurückhaltung weiter fortgesetzt hat. Nur 46 % der Befragten investierten im vergangenen Jahr wie geplant, während 43 % Investitionen verschoben oder sogar ganz abgesagt haben. Doch es gibt auch positive Signale. So signalisiert die Mehrzahl der Befragten Investitionsbedarf und plant konkrete Anschaffungen für die nahe Zukunft. Dabei stehen für einen Großteil der Unternehmen nicht nur Erhaltungsinvestitionen, sondern auch Erweiterungsinvestitionen im Fokus, die beispielsweise auf eine Erhöhung von Betriebskapazitäten abzielen.

Die Politik ist gefordert

Die Ergebnisse der Kleinunternehmerbefragung zeigen, dass trotz aller Herausforderungen eine grundsätzlich positive Zukunftserwartung bei Kleinunternehmen besteht. Sie erwarten, dass Deutschland auf den Wachstumspfad zurückkehren wird und wollen selbst auch wieder mehr investieren. Um sie dabei zu unterstützen, ist jetzt die Politik gefordert, ein investitionsfreundliches Klima für Kleinunternehmen zu schaffen. Die im Sofortprogramm der Bundesregierung vorgesehenen Maßnahmen sind dabei ein erster wichtiger Schritt. Darüber hinaus gilt es aber auch, konsequent bürokratische Hürden abzubauen, um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für Kleinunternehmen nachhaltig zu verbessern.

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Zur Studie

Das Stimmungsbarometer ist eine regelmäßige Studie, die die VR Smart Finanz seit 2019 gemeinsam mit CFin – Research Center For Financial Services der Steinbeis-Hochschule zur Situation und zu den Bedürfnissen von Kleinunternehmen erhebt. Die Befragung fand vom 28. März bis 9. April 2025 unter 300 Geschäftskunden, Gewerbekunden, Soloselbständigen sowie Unternehmen aus dem kleineren Mittelstand mit einem Jahresumsatz bis zu sechs Millionen Euro statt. Im Nachgang wurde eine zusätzliche Befragung von 150 Kleinunternehmen zwischen dem 23.04.2025 und dem 30.04.2025 zur aktuellen Einwertung des Koalitionsvertrags erhoben.